Seltsamerweise habe ich noch nie über die größte Grünanlage in meiner Heimatstadt geschrieben – den Stadtpark in Delitzsch. Dabei bietet dieser Park wirklich einiges an Überraschungen, etwa, was seine Ausmaße und seinen Gehölzbestand angeht.
An einem sommerverregneten Tag habe ich einige Handyfotos gemacht, weshalb die Aufnahmen nicht ganz sooo brilliant sind. Ich hoffe, Ihr bekommt trotzdem einen Eindruck von der Schönheit der Anlage.
Das Tolle an den Grünanlagen in Delitzsch ist, dass sie alle irgendwie verbunden sind und man deswegen in dieser kleinen, dichtbesiedelten Stadt ziemlich lange im Grünen unterwegs sein kann.
Deswegen steige ich mit drei Fotos ein, die einen der Wege zum Stadtpark zeigen – von der Schlosspromenade, einer Lindenallee, geht es durch das sogenannte „Vogelwäldchen“, ein kleines Schutzgebiet, über die Straße „Rosental“ (wirklich poetisch, oder?) in den Park.
Dann rolle ich das Feld eigentlich von hinten auf, denn ich erschließe mir den Park vom neueren Teil aus. Diesen hatte man in den 1930er Jahren angelegt, als die Stadtväter Ambitionen hatten, Delitzsch zur Kurstadt zu machen. Bevor die Nazis derartige Wunschträume schnöde zerstörten, waren u. a. der neue Parkteil mit einem großen Rasenparterre, einigen hübschen Gehölzpflanzungen und die Brunnenanlage „Genesung“ mit einer Skulptur des Bildhauers Alfred Brumme entstanden.
An einem der Hauptwege Richtung altem Parkteil kommt man an einem Amerikanischen Trompetenbaum und einem weißen Maulbeerbaum vorbei. Ein Stück des Weges verläuft parallel zum Flüsschen Lober, ein nächstes Stück parallel zu einer Säuleneichenallee, die Radelnden im Sommer Schatten spendet.
Nahe des Maulbeerbaums erstreckt sich eine Margeritenwiese, eine Magerfläche, auf der früher regelmäßig ein Rummel (Kirmes) stattfand. Dem Charakter des Parks entsprechend hat man diese Festwiese vor etlichen Jahren an den Rand der Stadt verlegt und so konnte diese Wildblumenwiese entstehen. Ein Trampelpfad durchquert sie oder man passiert sie über eine Säuleneichenallee und gelangt in die Flussaue des Lober. Das ist dann nochmal ein anderes Thema.
Wendet man sich Richtung Osten, kommt man allmählich in den alten Teil des Stadtparks, 1884 begonnen. Durchflossen vom Mühlgraben, ergeben sich hier romantische Partien mit geschwungenen Wegen, der Brunnenanlage „Heiligbrunnen“, begrünten Erdwällen und Brückchen.
Immer weiter Richtung Osten laufend gelangt man über eine Kastanienallee schließlich zum Ausgang, von dem aus es nur eine Straßenüberquerung bis zum Erreichen der Wallgrabenpromenade ist. Auch diese gibt nochmal Stoff für ein separates Thema 😉
Der Stadtpark bildet so etwas wie das grüne Herz von Delitzsch und verbindet die Innenstadt mit dem Plattenwohnbaugebiet Nord. Es wird von Pendelnden genutzt, die durchradeln oder -gehen, es wird durchgejoggt und spazierengegangen, gewalkt und mit Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühlen durchgerollert. Die Bänke werden von allen Generationen genutzt und natürlich gibt es auch eine „Trinker-Ecke“. Ab und an sieht man in den schönen Monaten auch mal jemanden picknicken. Und eine Kita mit naturnahem Konzept im ältesten Teil bringt einiges an Leben in die Anlage.
Im Herbst 2020 hat sich im Delitzscher Stadtpark dann etwas ganz Unerwartetes zugetragen. Der Landschaftskünstler Ralf Witthaus war von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Rahmen des Projektes „180 Ideen für Sachsen“ – mit Erlaubnis der Stadt natürlich – beauftragt worden, ein Rasenkunstwerk für das Parterre zu schaffen. Im Jubiläumsjahr des 1795 hier geborenen Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg entstand durch Ralf Witthaus und Ehrenamtliche das Zitat „uns aus dem Kleinen bauen sich die Welten“ als Rasenkunstwerk – und als unerwartetes Geschenk für Ehrenberg und Delitzsch.
