Kategorie: Gartenliteratur
"Meine Gedanken"
Kann es das geben? Jahrelang lebt man vor sich hin, ohne die wundervollen Zeichnungen von Marjolein Bastin zu kennen? Mir ging es so. 36 Jahre alt bin ich geworden, bis mir unsere Freundin C. zu Weihnachten 2013 ein Notizbuch schenkte. Untertrieben ist er aber, der Ausdruck „Notizbuch“, wahrlich tiefgestapelt!
Die Dame mit dem roten Hut
Kennt Ihr das: In einem Buchladen oder bei Bekannten entdeckt Ihr ein Buch, dessen Titelbild Euch einfach fasziniert und neugierig genug macht, um es zu greifen und darin herumzublättern?
Auf der Leipziger Buchmesse ging es mir vor Jahren so. Zwischen allerhand anderen Büchern am Stand des Insel Verlags schaute mich von einem Buchcover eine elegant und selbstbewusst wirkende Dame an. Ihr großer Hut beschattete etwas ihr Gesicht, nahm ihr damit aber nichts von ihrer Autorität und aristokratischen Ausstrahlung. Das beim Durchblättern Entdeckte begeisterte mich sogleich für dieses gedruckte Schmuckstück, denn ja, so muss man es bezeichnen, dieses Buch „Die Damen mit dem grünen Daumen. Berühmte Gärtnerinnen“.
Es ist die von Claudia Lanfranconi und Sabine Frank sorgsam zusammengetragene Aneinanderreihung von biographischen Perlen über Frauen – Damen -, die in direkter Weise mit Gärten verbunden waren und sind. Denn obgleich sich der Großteil der stest vier bis fünf Seiten umspannenden Kurzberichte historischen Gartenfreundinnen widmet, sind mit Beth Chatto, Gabrielle Pape und Isabelle Van Groeningen drei Frauen erwähnt, die das Gartenwesen der Gegenwart prägen und sogar – wie Beth Chatto – den Grundstein für die moderne Gartenauffassung legten.
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Dass ich mir dieses Buch nie selbst kaufte, erscheint Euch vielleicht seltsam und mir auch. Doch das musste so sein. Beim letzten Salongespräch brachte es unsere gute Freundin C. als Geschenk mit (DANKE!); ihre Mutter hatte mich übrigens am gleichen Abend mit dem Buch „Bin im Garten“ erfreut. Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd, als ich „Die Damen mit dem grünen Daumen“ auspackte. Nach Jahren hatten wir, das Buch und ich, endlich zusammengefunden.
Beim abendlichen Lesen war dann jedes Umblättern eine Freude, denn nicht nur entzückten mich die Miniaturbildnisse der Gärtnerinnen, sondern auch die Fotos der Gartenanlagen, die kleinen Zeichnungen zwischen manchen Absätzen und die Graphiken und Gemälde diverser Pflanzen. Abgesehen natürlich von den biographischen Skizzen der Damen, die den Leser wie nebenbei auf eine Reise durch die Kunstgeschichte entführen. Man merkt das aber gar nicht. Nein, man liest von Gärten, von den kleinen weiblichen Siegen in früherer Zeit, als selbstbewusste Damen gar nicht erwünscht waren und diese sich über ihre eigenen architektonischen Anlagen dann doch irgendwie ihre eigenen Denkmäler setzten. Und so en passant fließen Kunst- und Weltgeschichte ein und manchmal sogar ein kleines Fitzelchen Politik. Wie es eben im Leben nun mal so ist…
Lange Rede, kurzer Sinn. Lesen! Schauen! Träumen!
"Bin im Garten!"
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„Endlich wieder Ruhe!“ wird sich der Gatte denken, denn drei Tage lang habe ich abends nach dem Zubettgehen neben ihm gelegen und beim Lesen fast ständig ein Lachen unterdrücken müssen. „Bin im Garten!“ von Susanne Wiborg ist das Buch für Gartenanfängerinnen. In kurzen Geschichten beschreibt sie, was einem so alles im Garten passieren kann – gieriger Giersch, rasant wachsende Rambler, riesig-fette Nashornkäferlarven.
„Auf seinen seltsam überdimensional und steif wirkenden gelben Beinen stakste er einfach einen Schritt seitwärts, ließ sich so würdelos ins besonnte Gras plumpsen wie ein sattes Haushuhn, spreizte die breiten, abgerundeten Flügel ab, legte sich halb auf die Seite und schloß behaglich blinzelnd die Augen. Da fehlte wirklich nur noch ein hallender Rülpser.“ schreibt Susanne Wiborg über den eigentlich pfeilschnellen, in diesem Fall aber meisenvollgefutterten Sperber.
Ja, der kleine Garten der Autorin taucht vor dem Leserauge auf, er wächst aus den Geschichten über Rosen und Quittenbäumchen zusammen zu einem grün-bunten Ganzen, zu einem Gartentraum. Eigentlich bräuchte es zur Untermalung dessen keine gedruckten Bilder, doch die wundervollen Graphiken am Anfang jedes Kapitels sind Rotraut Susanne Berners unverzichtbarer Beitrag zu diesem kleinen Kunstwerk.
Das Buch ist ein Geschenk – in meinem Fall im doppelten Sinne. Sylvia, ein besonders netter Gast unseres letzten Salongesprächs, brachte es zu diesem Anlass als überraschendes Geschenk mit. Ihr gebührt dafür mein wirklich inniger Dank! Und das Bändchen ist eben auch ein Geschenk, weil es viel Wissenswertes bereit hält, das Herz erfreut und mich sogar mal zum Weinen brachte, nämlich als es um „Kümmel“ ging.
Mehr möchte ich nicht verraten. Lest selbst!
Die Tage des Gärtners
272 Seiten, grün eingebunden, modern illustriert von Nils Hoff – Jakob Augsteins „Die Tage des Gärtners – Vom Glück im Freien zu sein“ (Hanser). Meine liebe Freundin Ina hat mir das Buch zum Geburtstag geschenkt – vielen Dank dafür!
Es ist kein eigentliches Gartenbuch. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert die Suche, wenn der Leser tatsächlich etwas über eine Pflanze wissen möchte, da das Werk nicht nach Pflanzenarten oder wie die üblichen Gartenbücher aufgebaut ist. Jakob Augsteins Herangehensweise, das Buch nach den vier Jahreszeiten zu gliedern, scheint logisch. Nachdem ich angefangen hatte es zu lesen, habe ich tagelang überall seine Weisheit verbreitet, dass der Herbst die Jahreszeit der Gärtner ist, der Frühling dagegen die der Gartenzentren, die es uns gerade andersherum plausibel machen wollen. Ich habe zwar keine Ahnung vom Gärtnern, aber Herr Augstein hat in diesem Punkt wohl recht! Seine Kapitelbezeichnungen, wie „Frösche“ und „Immergrün“ dienen nur zur Groborientierung.
Was mich bei diesem Buch störte, waren Augsteins Abschweifungen in Philosophie, Weltgeschichte, Allgemeinwissen. Jaaaa, Sie wissen viel (klar, bei dem Nachnamen, diesem Vater, der Familie!), aber müssen Sie denn dem Leser das alles unter die Nase reiben? Das soll dazu reichen.
Trotzdem lohnt es sich, das Buch zu lesen. Wenn Augstein seitenweise über Geranien, Hortensien und Funkien schreibt – am Ende des Buches schwingt er sich nochmal richtig auf! – dann weiß man wieder, warum man das Buch doch weiter empfiehlt. Sogar richtig amüsant wird es, wenn er beschreibt, wie er dem Giersch den Garaus machte oder wie man sich mit welchen Pflanzen am besten berauscht.
Seine vielen Hinweise auf Pflanzen – durchaus sympathisch von seiner selektiven Wahrnehmung geprägt – erschließen sich dem Laiengärtner nur durch weitergehende Recherche in anderer Literatur und im Internet. Das finde ich aber in Ordnung, „Die Tage des Gärtners“ ist schließlich kein Bilderbuch und eben kein klassischer Ratgeber, macht dafür neugierig auf diese Pflanzen und ehrlich gesagt würde ich auch gerne mal Augsteins Garten sehen.
Wie das Leben endet auch das Buch – mit dem Tod. Für mich sehr berührend beschreibt Jakob Augstein, wie er in einem strengen Winter seine Fische verlor, obwohl er doch einen extra tiefen Teich für sie angelegt hatte. Leider war das Eis so dick, dass kein Licht mehr an die Wasserpflanzen drang und dann nahm das Elend seinen Lauf. Das Gute an diesem Buch ist aber auch, dass Augstein klarmacht, wie sehr eben die Vergänglichkeit zum Garten gehört. Die bitteren Monate Januar und Februar lassen uns Gärtner immer wieder gemeinsam leiden, bevor wir uns dann gemeinsam über jede grüne Triebspitze freuen.
Passend dazu die lieben Worte der Buch-Widmung von Ina:
Crossmediale Gartenbegeisterung
Wisst Ihr, ich verbringe mittlerweile einige Stunden am Tag im Internet und es gibt wirklich Tage, an denen ich das bedauere. Zu oft lässt man sich ablenken und auf mehr oder weniger sinnlose Seiten leiten.
Zwischen diversen Blogs, Facebook, Homepages, Xing und, und, und klickt man hin und her und wird oft auch von einem zum anderen verwiesen – Crossmedia eben.
BilderBuchBöse
Natürlich ein Buch, entweder übers Einrichten oder übers Gärtnern. Wir sind ja höflich. Also – aufgemacht zum örtlichen (und einzigen) Buchhändler. Der überrascht und überzeugt mit einer großen Auswahl vor allem an Gartenbüchern. Geschätzte 250 Titel hat er auf Lager und das Spektrum reicht von der Gartenplanung über den Anbau von Bio-Gemüse bis zu Heilkräutern.
Nun ja, irgendwie schick schön sollte das Buch schon aussehen, passend zum vornehm-distinguierten, rosa-gedämpften Bilderbuchhaushalt. Die Titel des XYZ-Verlags (ich will hier keinen öffentlich dissen, denn die haben’s doch alle schwer) fallen durch’s Raster – altbackene Fotos, unmodernes Layout. Ein Buch eines anderen Verlags, das all das Gewünschte hat, zudem noch saudick ist, kostet nur 14,95 Euro. Ein Preis, bei dem ich stutzig werde und Böses ahne. Richtig, printed in China.