Buchsbaumersatz

„Königliche Gärten“ kann man bei arte in diesen Wochen sehen. Wunderschöne Filmberichte über Hampton Court, Het Loo, Drottningholm, die Anregungen geben zum Reisen, Nachdenken und Nachmachen.

Schaut sie Euch an, denn ich möchte heute nur Het Loo zum Anlass nehmen, um kurz wieder einmal auf das Buchsbaumthema zurückzukommen. Het Loo verfügte über filigran gestaltete Broderieparterres aus Buchsbaum. Diese Zierbeete machten quasi den Ruhm der Anlagen aus, man verband „Het Loo“ mit dem Luftbild seiner symmetrisch angelegten Beete. „Buchsbaumersatz“ weiterlesen

Bundesweiter Sieg des Zünslers! Und nun?

Nun ist es also soweit – der Buchsbaumzünsler, dieses chinesisches Raupenmonster, hat gewonnen. In Deutschland gibt es aktuell kein zugelassenes, wirksames Gegenmittel gegen die Raupe.
Grund ist das Ende Februar 2016 verhängte Verkaufsverbot für Mittel mit Thiacloprid, das als menschen- und bienenschädlich gilt.
Mittlerweile sind wohl sämtliche Restbestände von Calypso etc. aus den Läden verschwunden. Ich habe kürzlich unter der Hand noch eine Packung für viel Geld bekommen, weil ich meine mühsam gezogenen Buchsbaumhecken nicht aufgeben möchte. Der einzige Gifteinsatz in unserem Garten ist ja eben der gegen den Zünsler (gewesen). „Bundesweiter Sieg des Zünslers! Und nun?“ weiterlesen

Schaugarten am Tiefwarensee

Eine ganz wundervolle Kombination von Schaugarten, Gärtnerei, Hotel, Café findet Ihr am Tiefwarensee in Waren an der Müritz.

In der Gärtnerei des Lebenshilfswerks Waren arbeiten u. a. Menschen mit Behinderung, auch das Hotel und das Café werden vom Lebenshilfswerk betrieben.

Ganze 16.000 qm Garten erwarten Euch dort, aufgeteilt in verschiedene Gartenräume, wunderschön am See gelegen.

Gekonnt spielt der Garten mit der Silhouette der am Ufer gegenüber gelegenen Altstadt. Es bestimmt diese der prägnante Turm der St. Marien-Kirche.

 

Auf dem Gelände stehen zwei Villen. Die näher am See gelegene bildet eine der Grenzen des formal angelegten Gartenteils, der als vierteiliges Parterre mit einem zentralen Brunnen ausgebildet ist. Moderne Skulpturen ergänzen das grüne Ensemble und in den Sommermonaten bereichern es zahlreiche mediterrane Kübelpflanzen. Rechts erkennt Ihr die Schaugewächshäuser.

 

Eine ganz wunderbare Idee ist dieser Zen-Garten, der an das 20-jährige Partnerschaftsjubiläum von Waren und der japanischen Stadt Rokkashomura erinnert.

 

 

Auch in den Schaugewächshäusern gibt es Allerhand zu entdecken. Der Besuch lohnt sich!

 

 

 

Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, dass ein Warener Ehepaar für die Anlage des Gartens  einen fünfstelligen Betrag gespendet hatte, nach meiner Erinnerung waren es 30.000 Euro. Wahnsinn, oder?
Adresse: Lebenshilfswerk Waren gGmbH, Gärtnerei am Tiefwarensee, Wossidlostraße 7a, 17192 Waren (Müritz). Tel.: 03991 125641.
Eintritt: 3 Euro (Oktober 2014)
Wegen der Öffnungszeiten fragt Ihr am besten vorher per E-Mail an, walossek@lebenshilfswerk-waren.de. Eigentlich ist der Garten wohl tagsüber so ziemlich immer zugänglich, aber eh man umsonst hinfährt…

Giardino di Pojega in Negrar (akt. 2018)

Zu den schönsten Gärten Italiens gehört der Garten Pojega der Winzerfamilie Rizzardi.
Er liegt im Ortsteil Pojega der 17.000 Einwohner-Stadt Negrar, nur ein paar Fahrminuten von Verona entfernt.
Zum Garten gehört eine Villa, die man für Feierlichkeiten mieten kann.
Umgeben ist der Garten von einer hohen Mauer, an der man wunderbar entlang spazieren und die anliegenden Weinberge ins Auge fassen kann.

„Giardino di Pojega in Negrar (akt. 2018)“ weiterlesen

Giardino di Valsanzibio

Es gibt Orte auf dieser Erde, die scheinen einer anderen Zeit entlehnt oder auch in einer Art Parallelwelt zu existieren. Du betrittst diese Plätze, eroberst sie für sich, tauchst in sie ein und verlierst dich in ihnen. Danach spucken sie dich aus, entlassen dich in die Realität und du merkst: Nicht du hast sie erobert, sondern sie haben dich vereinnahmt und behalten auch ein Stückchen von dir.

Ein solcher Ort ist der Garten Valsanzibio. Südlich von Padua gelegen, findest du ihn bei den Eugeianischen Hügeln an der Strada Provinciale 25d im Ort Galzignano Terme. Während du noch im Auto vorbeifährst, ergreift schon das erste Entzücken von dir Besitz, nämlich wenn du das Dianaportal erblickst:

Es lässt dich erahnen, dass hinter ihm Stunden und Minuten belanglos sind und dass es nur der Anfang eines grünen Traums aus dem 17. Jahrhundert ist. Wenn du dein Fahrzeug abgestellt hast, begegnest du am Eingang einer freundlichen Kassenkraft und das ist dann auch mit Glück für die nächste Zeit das letzte menschliche Antlitz, das du hier siehst, denn erstaunlicherweise ist dieser besondere Ort nicht überlaufen.
Auf deinem entrückten Spaziergang beobachtest du die Schwäne im Dianabad und kommst am vierstrahligen Regenbogenbrunnen vorbei, der das Wasser in der Sonne vielfarbig glitzern lässt.
Diese Querachse nimmt den Tallauf des Sankt Eusebius auf, der früher hier für Fischteiche aufgestaut wurde und der dem Gartentraum seinen Namen gab: Val San Zibio.
Der obere Fischteich ist pittoresk gelegen und bietet dir Gelegenheit, auf einer Bank Platz zu nehmen und auf den zurückgelegten Weg zu blicken. Wenn du magst, kannst du darüber nachdenken, wo du hier gelandet bist und was du gerade gesehen hast. Oder du lässt dich einfach fallen. An dieser Stelle würde es dich wahrscheinlich schon nicht mehr überraschen, wenn plötzlich eine Gondel auf dem Wasser schwimmt oder ein festlich gekleidetes Pärchen an dir vorbei schreitet. Du wärst schon jetzt völlig überzeugt, dass dies absolut seine Richtigkeit hat.
Irgendwann betrittst du die Hauptallee, jedoch nur, um links und rechts davon weitere Überraschungen zu entdecken, die dieser Garten für dich bereit hält. Das berühmte Buchsbaum-Labyrinth etwa…
… oder die Kanincheninsel…
…. Du schaust nach rechts und dein Blick verliert sich zwischen den langen Eibenhecken …

 

… Und nach links blickend bist du nun endgültig davon überzeugt, nicht länger auf dieser Welt zu sein oder eine Fata Morgana zu sehen. Schlendern und doch zielstrebig spazierst du auf das Gebäude zu, um vor dessen Erreichen nur von einem weiteren wunderschönen Wasserspiel abgelenkt zu werden.

 

Der Springbrunnen der Verzückung – wie könnte er auch anders heißen? – macht eben das. Er verzückt dich. Du drehst dich, um alle Statuen anzuschauen, entdeckst die beiden Löwenbrunnen, die wasserumspülten Bänke und Stufen. Wer denkt sich so etwas nur aus? fragst du dich. Es war Bernini, Luigi Bernini.

Endlich trittst du an den schmiedeeisernen Zaun, der die Villa Barbarigo vom öffentlichen Garten abscheidet. Auch hier gibt es einen Garten mit formalen Hecken, der ausschließlich den Mietern der Villa zugänglich ist. Ja, die Villa kannst du mieten, doch seien wir ehrlich – du würdest verrückt werden darin, wie die Galerie erahnen lässt. Verrückt, weil es so etwas doch gar nicht geben kann – solche Teppiche an den Wänden, Gemälde, Hunderttausende Bücher. Worte können nicht beschreiben, was den Gast dort erwartet.

 

Nun, irgendwann musst du diesen Ort verlassen und deswegen ist es gut, wenn ein paar irdische Dinge, wie ein Shop und die Werkzeuge des Gärtners, dich daran erinnern, dass du weder im 17. Jahrhundert noch auf einem anderen Planeten angekommen bist.

 

Traumhund im Traumgarten:

 

 

Auf dem Rückweg zum Ausgang noch eine letzte Aufnahme vom oberen Fischteich.

 

 

Und hier noch die Fakten (Stand: Frühling 2014):
Giardino di Valsanzibio
Via Diana, 2
35030 Galzignano Terme Padova
Italien
Der Garten ist täglich von 10 bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis zum Sonnenuntergang geöffnet. Hunde sind erlaubt, wenn sie nicht zu groß sind, wenn sie an der Leine gehen und sich benehmen. Wir haben vorher per E-Mail angefragt und schnell eine Antwort erhalten, die ich ausgedruckt und vorgezeigt habe.
Erwachsene 9,50 €; Erwachsene in Gruppen 8,00 €; Jungen bis 14 Jahren 6,00 €; Schüler 6,00 €
e-mail info@valsanzibiogiardino.it
Tel. +39 049 9130042 – Cell 340 082584
PS: Spätestens in der Realität waren wir angekommen, als sich auf dem Parkplatz zwei Tanten lautstark aufregten „Neun Euro fünfzig wollen die hier haben für das bißchen Park!“ und in ihrem Münchner BMW davonbrausten. Auweia!

Buchs – was sonst?

Heute erfreute der MDR Garten mit einem kurzen Special zum Thema Buchsbaum. Im EGA-Park in Erfurt schritt Moderatorin Claudia Lock-Fließtal mit dem Parkleiter an Buchsbaumkugeln vorbei und durch ein Buchs-Labyrinth. Sie sprachen über Krankheiten, die den Buchs befallen können und das sind wahrlich viele. Daher war es nicht wirklich logisch, dass die Beiden nicht über Alternativen zum Buchs gesprochen haben.

Kirsten Lammerting verweist in ihrem Buch „Knotengärten“ zum Beispiel auf die Berberitze, die es rot- und gelbblättrig gibt. Nachteile: fiese Dornen und Laubabwurf im Winter. Lammerting schwört jedoch auf das kontrastreiche Farbspiel.
Unbekannt war mir bis zur Lektüre ein anderer Tipp von Kirsten Lammerting: Echter oder Edel-Gamander. Stark wachsend benötigt das bis 35 cm hohe mediterrane Gewüchs einen regelmäßigen Schnitt. Es liebt kalkreiche trockene Böden und ist – am Mittelmeer – winterhart. Die rosa-violetten Blüten sind dekorativ, die Blätter duften aromatisch. Unklar ist, wie der Gamander mit unseren frostreichen Wintern klar kommt.

Das Online-Garten-Magazine „Garden & Flowers“ empfiehlt als Hecke auch noch die Alpen-Johannisbeere, deren Früchte zwar nicht wir Menschen essen können, wohl aber die Vögel. Sie eignet sich jedoch nur für halbschattige Standorte und wächst am besten auf kalkhaltigem Boden.
„Garden & Flowers“ empfiehlt für Hecken außerdem den Ovalblättrigen Liguster, eine recht anspruchslose Pflanze.

Bekannt als Formgehölz ist die Europäische Eibe, diese ist allerdings – wie der Buchsbaum – giftig.

Vor allem für den Formschnitt geeignet ist Evergreen, also Cotoneaster – Zwergmispel. Ahrens + Sieberz bezeichnet sie als „echte Alternative zum Buchs“. In der Schweiz ist die Einfuhr seit 2002 verboten – die Pflanzen gelten als Hauptwirte für den Feuerbrand, eine bakterielle Erkrankung von Kernobstgewächsen.

Als Beeteinfassung gibt es natürlich noch andere Alternativen, wie den Frauenmantel oder Lavendel.

Kennt Ihr noch weitere Möglichkeiten für Buchs-Ersatz?

Ein Gespenst geht um

Meine Heimatstadt ist in der Hand des Zünslers. Nachdem an der buchsbaumigsten Hecke aller Hecken unserer Stadt der Befall mit dem Buchsbaumzünsler festgestellt wurde und Print, Funk und Fernsehen berichteten, knieen die Bürger vor ihren Kugeln, Hecken, Spiralen und anderen Formgehölzen und suchen Raupen.

Leider werden sie meist fündig. „Ich hab ihn auch“ klingt es von jeder Seite. Schrecklich gestern Abend der Besuch bei einem Spartenvorsitzenden: Bei einer Tasse Kaffee werfen der Gatte und ich mehrere Blicke auf eine Buchsbaumfigur erstaunlichen Ausmaßes. Wir sehen die verräterischen Fraßspuren, der Vorsitzende wiegt sich und die 35 Jahre alte Pflanze in Sicherheit. „Wie heißt der? Buchsbaumzündler? Kenne ich nicht!“ Der Gatte schreitet zur Tat, beschaut sich die mehr als ein Meter lange und hohe Figur aus der Nähe, entdeckt schnell ganz viele Küttel (diese Raupen fressen nicht nur unwahrscheinlich viel, sondern schei… den auch enorm viele Mengen aus) und Raupen.

Der Vorsitzende zeigt sich trotz eines gewaltigen Schrecks – der Busch ist an mehreren Stellen bereits kahl gefressen – dankbar, dass wir ihn auf den fiesen Fresser aufmerksam gemacht haben. Nun warnt er seine Parzellenbesitzer per Aushang vor der Gefahr.

Ein Gespenst geht um. Auf Billigbuchsbäumen aus China um 2008 eingeschleppt, geistert es seitdem durch Deutschland. Es ist eine Seuche, verursacht durch die Globalisierung. Irgendwann werden die Geschichtsbücher diesen Befall als Episode erwähnen. Vielleicht ist daneben dann ein Buchsbaum abgebildet, eine ausgerottete Pflanze.